Zurück vom Urlaub kann ich nun ausführlicher berichten, wie sich der Grand Scénic so macht. Wir waren einmal in Bremen und haben anschließend quasi eine Tour de France gemacht. Erst von Lothringen (ganz im Osten) in die Bretagne (ganz im Westen), dann ans Mittelmeer und wieder zurück nach Lothringen. Immer mit dabei meine Freundin und zwei Kinder, bei der großen Tour auch noch sämtliche Campingausrüstung im Dachkoffer und voll beladener Kofferraum.
Ich kann schonmal vorab sagen, der Grand Scénic sieht nicht nur fantastisch aus, er taugt auch absolut als äußerst komfortables Reisefahrzeug. Durch die vielen Ablagemöglichkeiten waren alle Dinge, die wir unterwegs auf so langer Strecke brauchten, stets griffbereit, sodass es auch seitens der Kinder kein Genörgel gab. Außerdem haben sie mit ihren Tablets tatsächlich von den Tischen durchaus profitieren können.
Mich als Fahrer hat vor allem der adaptive Tempomat in Verbindung mit dem automatisierten Doppelkupplungsgetriebe begeistert. So entspannt bin ich noch nie auf so langer Strecke gefahren. Auch der Regensensor und das automatische Abblendlicht/Fernlicht waren sehr nützlich, da das Wetter nicht immer so toll mitgespielt hat und ich lange Autobahnfahrten bevorzugt nachts gefahren bin.
Die Wärmeschutzscheibe tut tatsächlich ihren Dienst sehr gut, denn auch bei über 30°C war es nie so brütend heiß im Auto, wie ich es von anderen Fahrzeugen kenne. So blieb auch das Gebläse der Klimaautomatik immer angenehm ruhig.
Die 110 PS in Verbindung mit dem 7-Gang-Getriebe sind für das Auto wirklich absolut ausreichend. Auch vollbeladen hatte ich nie auch nur ansatzweise das Gefühl, dass der Wagen schlapp macht, auch bei der Fahrt durch das Zentralmassiv nicht. Lediglich ein Spritverbrauch unter 6 Litern war natürlich bei voller Beladung mit Dachbox nicht zu haben, hätte mich aber auch sehr überrascht.
Die Bose-Anlage ist ein Genuss, besonders bei dynamischer Musik, da auch dort die Details sehr gut zu hören sind. Wichtig ist nur, aufzupassen, dass das Eingangssignal laut genug ist wegen der Loudness-Funktion der Anlage. Schade, dass man diese nicht abstellen kann. Da ich aber die Musik am Smartphone über Foobar2000 abspiele und dort ReplayGain unterstützt wird, habe ich da keine Probleme gehabt, solange die Bluetooth-Lautstärke sich nicht mal wieder von selbst runtergestellt hat.
Sehr begeistert war ich auch nach dem Urlaub, als ich das Auto sauber machen durfte. Man kommt wirklich an fast alle Stellen sehr gut ran, um sie zu reinigen. Viele kleine Teile lassen sich auch leicht lösen wie z.B. der Trenner der beiden Becherhalter vorne.
Es ist wirklich sehr schwer, Negatives an diesem Auto zu finden, da muss ich mir für die Flop-5-Liste schon einiges aus den Fingern saugen, während ich bei der Top-5 echt überlegen muss, welche der vielen tollen Dinge da nun rein sollen. Aber ich versuche es einfach mal.
Was ich am Grand Scénic nicht mag:
- Das Fahrwerk
Ich weiß, dass das Fahrwerk absolut typisch für einen Van ist, aber gerade das mag ich nicht. Als Beifahrer wird mir durch das Geschaukel richtig übel, da ich ohnehin sehr anfällig für Reisekrankheit bin. Das war auch beim früheren C4 Picasso meiner Freundin so. Der einzige Van, der da für mich angenehm ist, ist der 2er Gran Tourer in M-Sport-Ausführung. Weiche Fahrwerke sind für mich nur mit Luftfederung/Hydropneumatik zu ertragen. - Der Beifahrersitz
Es ist sehr schade, dass es nicht möglich ist, einen Beifahrersitz mit elektrischer Lordosenstütze und Massagefunktion zu bekommen, der sich gleichzeitig umklappen lässt. Dieses Leid hat man allerdings bei anderen Herstellern auch. Das mit dem Umklappen war uns letztlich wichtiger, da wir schonmal ganz gerne in ein gewisses schwedisches Möbelhaus fahren. Außerdem wäre es klasse gewesen, wenn man über die Lordose auch den Seitenhalt regeln könnte wie bei den BMW-Sportsitzen. - Das Blinkergeräusch
Ja, hier fängt schon das Jammern auf hohem Niveau an. Ich mag lieber das gute alte Relais-Klicken als dieses komische Gebiepe. Aber ich schätze, heute muss wohl einfach alles digital sein, was mich auch zum nächsten Kritikpunkt führt: - Die Bordinstrumentenanzeige
Ich liebe es klassisch analog mit Drehzahl- und Geschwindigkeitsanzeige. Ich muss zwar zugeben, dass die Anzeige von Renault für eine digitale Anzeige durchaus sehr übersichtlich gemacht ist und das Licht auch in der Dunkelheit gut kommt, aber mir geht halt nichts über analog in der Hinsicht. - Die hohe Sitzposition
Auch normal für einen Van, aber je näher der Hintern am Boden ist, desto wohler fühle ich mich.
Was ich am Grand Scénic besonders mag:
- Die Atmosphäre an Bord
Vor allem beim Fahren in der Nacht ist mir das stark aufgefallen, ich fühle mich in diesem Auto einfach rundum wohl. Das Innendesign stimmt, das Ambientelicht ist angenehm, die Anzeigen leuchten angenehm, die Sitze sind bequem und das Raumgefühl angenehm. Eine Fahrt von 10 Stunden ist keine Qual, sondern ein Vergnügen (wären da nicht die anderen Verkehrsteilnehmer, aber dafür kann das Auto ja nichts). - Die Musikanlage
Für mich als audiophilen Musiker ein absolut wichtiges Kriterium, der Sound muss einfach stimmen. Und das tut er bei der Bose-Anlage definitiv. Selbst bei meinen bizarren Zufallsplaylists, in denen dann abwechselnd Folk, Metal, Jazz, Pop, Klassik, Rock, Elektro, Eurobeat und anderes Zeug laufen, gehen die verschiedenen Stile problemlos ineinander über, ohne dass das eine zu dünn klingt und das andere zu überladen. - Das Platzangebot
Es wird zwar massenweise darüber gemeckert, die neue Scénic-Generation hätte hier designbedingt einen Mangel, davon sehe ich allerdings nichts. Im Gegenteil, ich kriege sämtliches Material, das ich für einen Auftritt brauche hinein (inklusive PA) und auch voll besetzt bietet der Wagen genug Platz, vorausgesetzt man positioniert die Sitze entsprechend. Und selbst mit 7 Sitzen ist der Rest vom Kofferraum noch für einen mittelgroßen Einkauf zu gebrauchen. - Die Modularität
Dadurch dass die Sitze alle so einfach zu versenken sind, bietet das Auto so viel Möglichkeiten zu spontanen Entscheidungen wie es kein Scénic vorher getan hat. Ich sehe das als einen Vorteil und nicht als einen Nachteil, dass die Sitze nicht herausnehmbar, sondern versenkbar sind und das auch noch so bequem per Knopfdruck. Genial auch, dass die Kopfstützen automatisch eingefahren werden. - Der adaptive Tempomat
Ich hätte es nicht gedacht, dass ausgerechnet das so eine große Liebe werden würde, aber dieser Tempomat funktioniert so fantastisch, dass es wirklich ein Vergnügen ist, eine längere Fahrt zu unternehmen. Selbst das Bremsen funktioniert dabei so einwandfrei, dass ich dem Auto fast vollkommen vertraue (trotzdem bleibe ich natürlich immer aufmerksam).
Ich könnte natürlich noch viel mehr nennen wie die äußerst gelungene Optik, die Materialqualität, das tatsächlich brauchbare Navi, das LED-Licht, die Regensensoren, und und und. Aber ist es nicht schön, dass dieses Auto sogar ohne die Optik allein schon durch diese fünf Sachen so überzeugen kann und dann trotzdem so toll aussieht?
PS: Bis auf die bereits erwähnte klappernde Kopfstütze und den Spaltmaßen (was gerade behoben wird) hat unser Scénic keine Mängel.